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Leistbares Wohnen: „Da muss man einiges neu denken“

Über Finanzierbarkeit des Wohnens, Ressourcenvergeudung durch das Streben nach Betongold und die Aufgaben der Abteilung Rechnungswesen der Wohnbaugruppe ENNSTAL.
Von den Jahresabrechnungen für die Mieter über die finanzielle Abwicklung der Bauvorhaben bis hin zum Förderwesen: Die Aufgaben der Abteilung Rechnungswesen der Wohnbaugruppe ENNSTAL sind breit gefächert. Verantwortlich für diesen Bereich zeichnet sich Alexander Reiter, seit September 2020 Teil des Vorstands der Wohnbaugruppe ENNSTAL. Leistbares Wohnen ist dabei eine zentrale Komponente – auch abseits der Krise. „Das wird auch in Zukunft so bleiben. Die Finanzierungskosten sind derzeit zwar niedrig, aber Grundpreise, Bau- und Betriebskosten steigen und auch der Standard. Wir versuchen aber dennoch, bestmögliche Wohnqualität zum leistbaren Preis zu bieten.“

Das System muss neu gedacht werden

Eine zentrale Komponente für leistbares Wohnen ist – neben Grundpreisen, Baukosten und Finanzierungskosten – die Wohnbauförderung, bestätigt Reiter: „Es wird zunehmend zur Herausforderung, die Förderungsvorgaben einzuhalten.“ Auch gelte es, dem ‚Wohnungstourismus‘ Einhalt zu bieten. „Die Wohnbauförderungen sind ja grundsätzlich so gestaltet, dass das Wohnen am Anfang günstig ist, um Jungfamilien entgegen zu kommen. So sind auch die Tilgungspläne und Annuitätensprünge gestaltet. Das führt dann aber dazu, dass ältere Objekte über die Zeit teurer werden und ein Neubau günstiger sein kann. Finanzierungsseitig versucht man nun, die Annuitätensprünge zu mildern, aber die Möglichkeiten sind enden wollend. Das System muss in gewissen Bereichen von Grunde auf neu gedacht werden, auch um Leerstand zu verhindern.“

Das Schlimmste, was an Ressourcenvergeudung passieren kann

Auch das Thema der Immobilieninvestments ist eines, das man sich genauer anschauen muss, sagt Reiter: „Es gibt die Tendenz, nach Betongold zu streben. Immobilien werden als Investments gesehen. Das hat aber die Konsequenz, dass die Baupreise steigen, weil die Auftragslage entsprechend hoch ist. Es werden Objekte errichtet, mancherorts ohne dass die Wohnungen je auf den Markt kommen. Dazu steigen die Grundpreise rasant und wir haben brutale Bodenversiegelung, womöglich ohne, dass die Wohnungen bewohnt werden. Schlimm, welche Ressourcenvergeudung hier erfolgt.

„Wir sind für die Wohngrundversorgung zuständig“

Umso wichtiger daher die gemeinnützige Wohnungswirtschaft. Die unbefristeten Mietverträge geben den Bewohnern Sicherheit, was gerade in Krisenzeiten immens wichtig ist. Auch darüber hinaus gibt es deutliche Unterschiede zu gewerblichen Bauträgern: „Unsere Aufgabe ist es, das grundlegende Wohnbedürfnis der Menschen zu erfüllen. Immobilieninvestments oder exquisite Zweitwohnsitze sind nicht unser Thema“, sagt Reiter. „Wir sind für die Wohngrundversorgung zuständig und da stellt sich natürlich immer die Frage der Leistbarkeit. Gerade auch in Krisenzeiten haben wir hier neben unserer unternehmenspolitischen auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung. Es wurde ein Delogierungsstopp vereinbart. Und wo es erforderlich war, haben wir schnell und unbürokratisch Stundungen und Ratenzahlungen vereinbart – und dabei auch auf Zinsen verzichtet.“
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Alexander Reiter
Alexander Reiter, seit September 2020 Teil des Vorstands der Wohnbaugruppe ENNSTAL