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„Sowas ist einfach total lässig“

Vom „hybriden Arbeiten“ als Booster für die Regionalität, Serverräumen statt Waschküchen und „einfach total lässigen“ Infrastrukturprojekten in steirischen Regionen: Wolfram Sacherer, Vorstandsdirektor der Wohnbaugruppe ENNSTAL, über Wohntrends und das schöne Gefühl, Gemeinden aktiv mitzugestalten.

Für viele Menschen hat sich im letzten Jahr das Schul- und Arbeitsleben in die eigenen 4 Wände verlagert. Mittlerweile ist die Vorfreude auf „normalere Zeiten“ sehr deutlich spürbar. Wie spiegelt sich das in den Anforderungen ans Wohnen wider?

Wolfram Sacherer: Wir merken in den letzten Monaten eine deutlich stärkere Nachfrage nach Wohnraum mit Außen- und Grünflächen. Ohne Balkone kannst du heute eine Wohnung nur mehr schwer vermieten und ich denke, das wird auch in Zukunft so bleiben. Ebenso der Trend, dass es die Menschen ein bisschen wegzieht vom Urbanen, hin um Ländlichen.

Und der Trend zum Homeoffice?

Auch hier denke ich, dass einiges erhalten bleiben wird. Aus Gründen des Umweltschutzes wäre das auch immens wichtig. Wenn ich etwa 2 Tage von zuhause aus arbeite und nur an 2 oder 3 Tagen in die Firma fahre, erspare ich mir Wegstrecke und auch Lebenszeit. Jedoch soll der persönliche Kontakt und das Miteinander nicht zu kurz kommen. Jedenfalls profitiert vom Homeoffice die regionale Wirtschaft.

Homeoffice als Booster für die Regionalität sozusagen?

Ja, das ist auf jeden Fall auch ein Faktor. Die meisten Menschen verbinden das Einkaufen ja mit dem Arbeitsweg und wenn ich von zuhause aus arbeite, kaufe ich auch eher beim regionalen Greißler ein und nicht im großen Einkaufszentrum neben der Arbeit.
Für mich ist dieses „hybride Arbeiten“ – sowohl in der Firma, als auch zuhause – eine zukunftsträchtige Lösung. Dazu braucht es aber natürlich neben dem Konsens mit dem Arbeitgeber auch die entsprechende Infrastruktur – Stichwort 5G – und natürlich adäquaten Wohnraum.

Serverraum statt Waschküche also?

Die Netzwerk-Infrastruktur ist für unsere Neubauten mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir richten alles so ein, dass z. B. an Glasfasernetze sofort angeschlossen werden kann, sobald es die Möglichkeit dazu gibt. Das ist in den ländlichen Gebieten natürlich schwieriger als im urbanen Raum. Und was die Waschküche angeht: Das müsste man eigentlich neu denken. Wenn nicht jeder eine eigene Waschmaschine hat, ließen sich viele Ressourcen einsparen. Und die Waschküche sollte eigentlich nicht der einzige Gemeinschaftsraum sein, ich kann mir einen solchen auch für Homeoffice gut vorstellen.

Gewissermaßen sind das dann Coworking-Spaces in den Wohnhäusern …

Ja. Vor allem für Menschen in kleineren Wohnungen kann das ein super Angebot sein. Oder auch, dass man in einem Wohnhaus eine Wohnung zur flexiblen Miete zur Verfügung stellt, etwa wenn jemand Besuch bekommt oder kurzfristige eine Pflegekraft benötigt. Da gibt es noch viele Möglichkeiten im urbanen Raum.

Und wie sieht es im ländlichen Raum aus? Das Wohnen dort unterscheidet sich ja in vielen Belangen von jenem in der Stadt …

Das beginnt schon bei der Vorfreude, die in einer kleinen Gemeinde immer sehr deutlich spürbar ist. Auch wenn es nur 6 Wohnungen sind – Spatenstich und Hausübergaben sind da total schöne Ereignisse und werden auch gefeiert. Da spürt man deutlich, dass neue Wohnungen einen großen Wert für die Gemeinde haben. Deshalb ist es für mich persönlich sehr schön, kleineren Gemeinden mitzugestalten. Es geht nicht darum, einfach ein Wohnhaus irgendwo hinzustellen, sondern bedarfsgerechte Infrastruktur zu schaffen. Das kann ein Wohnhaus sein, aber auch im Bereich der öffentlichen Bauten sind wir stark vertreten.

Bedarfsgerechte Infrastruktur – was heißt das konkret?

Um es anhand von Beispielen festzumachen: In Bad Mitterndorf und St. Josef haben wir vor Kurzem Kindergärten errichtet. Und wenn du dann merkst, wie sich die Bevölkerung darüber freut, weil ein modern gestalteter Kindergarten dort einfach einen hohen Stellenwert hat, dann ist das eine große Freude. Oder die Schule in Thal, die ist echt lässig geworden. In Kalsdorf haben wir gewissermaßen das kulturelle Ortszentrum für die Gemeinde gebaut, von der Musikschule, einer Freiluftbühne bis zum Café. Da sind echt tolle Projekte dabei.

Ein weiteres Best Practice Beispiel ist Stanz im Mürztal…

Ja, dort haben wir einen Holzbau mit 8 betreubaren Wohneinheiten, 8 Starterwohnungen und Platz für einen Nahversorger im Erdgeschoß errichtet. Der Bürgermeister hat sich stark dafür eingesetzt, dass da nicht ein großer Lebensmittelkonzern sondern ein regionales Unternehmen einzieht und das ist auch gelungen. Sowas lässt einen schon sehr stolz sein, seinen Teil dazu beigetragen zu haben.

Zu unseren aktuellen Projekten …