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„Das kann definitiv nicht die Lösung sein“

Hässliche Klimaanlagen auf den Balkonen, weil es sonst zu heiß ist? Erdöl auf der Fassade, um die Gesetze zu erfüllen? Für klimafreundliches Bauen muss man noch vieles anders denken – und langfristiger. Und vor allem: Es auch konkret umsetzen – etwa mit alternativen Systemen für die Kühlung oder Gemeinschaftsgärten.

Egal ob wir eine Pizza bestellen oder endlich wieder auf Urlaub fahren wollen: Geduld ist zwar eine Tugend. Viel zu oft allerdings Mangelware. War es vor nicht allzu langer Zeit noch die Regel, dass ein Hausbau mehrere Jahre in Anspruch genommen hat, sind wir heute ein deutlich schnelleres Tempo gewöhnt. Unserer Gesundheit tut das allerdings nicht immer gut – und auch nicht der Umwelt.

Für klimafreundliches Bauen wäre ein langfristigeres Denken deutlich sinnvoller, steht für Wolfram Sacherer, Vorstandsdirektor der Wohnbaugruppe ENNSTAL, außer Frage. „Wir müssen noch viel stärker den ganzen Lebenszyklus eines Hauses anschauen. Heute geht es fast nur um die Errichtungskosten, die möglichst niedrig sein sollen. Und dass man mit einem Neubau bestimmte Energiewerte erreicht, die man in diesem Kostenrahmen eigentlich nur mit Dämmstoffen schafft, die aus Erdöl erzeugt werden.

Dass wir aber die Haltbarkeit dieser Materialien kaum kennen und noch weniger wissen, was wir mit diesem Sondermüll am Ende machen, bleibt außen vor. Das läuft aus meiner Sicht noch völlig falsch. Wir müssen den ganzen Lebenszyklus anschauen und damit auch, was mir die Sanierung in 30 Jahren kostet. Da zeigt sich dann nämlich deutlich, dass die verwendeten Baustoffe einen deutlichen Unterschied machen.“

Klimafreundliches Bauen mit durchdachten Lösungen

Ein Umdenken ist für Sacherer auch bei der Energieversorgung notwendig. „Wir reden in den meisten Fällen nur vom Heizen. Ich muss aber weder Prophet noch Klimaexperte sein, um zu wissen, dass es im Sommer bald nicht mehr ohne Kühlung funktionieren wird. Dass wir uns dann alle Klimaanlagen auf die Balkone montieren, kann definitiv nicht die Lösung sein.“ Ein nachhaltiger Zugang sind Systeme, die Heizen und Kühlen verbinden. Auch Photovoltaik-Mieterstrommodelle, wie jene in Frauental und Wartberg, sind eine Möglichkeit, die Energieversorgung auf „grünere Beine“ zu stellen.

Sujetbild klimafreundliches Bauen (Klimaanlage)
Für klimafreundliches Bauen bzw. Kühlen gibt es definitiv bessere Lösungen, als Klimaanlagen (Credit: 7maru/Adobe Stock).

Die Bewohner müssen mitziehen

Positiv auf das Klima wirken sich darüber hinaus Fassadenbegrünungen (wie beim Green Tower) aus. Allerdings spielt auch hier der Faktor Zeit – bzw. die Geduld – eine Rolle. „Pflanzen brauchen Zeit zum wachsen und die Pflege stellt natürlich einen Aufwand dar. Beim Green Tower haben wir dafür Profis im Einsatz, die Bewohner müssen sich nicht selbst darum kümmern. Aber für Dinge wie das richtige Lüften – oder im Fall eines Passivhauses eigentlich das Verzichten aufs Lüften – müssen die Bewohner natürlich mitziehen.“

Gemeinsames „Garteln“

Während beim Green Tower Pflanzen auf den Balkonen wachsen, werden z.B. bei unserem neuen Projekt in Gratwein-Strassengel Hochbeete zur gemeinschaftlichen Nutzung umgesetzt, erzählt Sacherer. „Wir haben gemeinsam mit einem Landschaftsplaner nach nachhaltigen Ideen für die Freiraumgestaltung gesucht. So ist die Idee mit den Hochbeeten entstanden und ich bin gespannt, wie das ‚gemeinsame Garteln‘ von den Bewohnern angenommen wird. Auch bei unserem aktuellen Projekt in Weiz gibt es eine Möglichkeit dazu. Hier können die Bewohner einheitliche Tröge auf ihren Balkonen nutzen, um sich Gemüse und Kräuter anzupflanzen“, beschreibt Sacherer ein weiteres Projekt, das sowohl die Wohnqualität als auch den ökologischen Fußabdruck verbessert.