Eine mittelalterliche Altstadt als Vorbild für zukunftsweisende Stadtentwicklung? Wie passt das zusammen? Und was macht das besondere Flair im Quartier 1 in Graz-Reininghaus eigentlich wirklich aus? Antworten im Wordrap mit Gabriele Jaindl-Steinmann, Projektleiterin für das Quartier 1 beim Atelier Thomas Pucher.
Persönliches Lieblingsprojekt
Gabriele Jaindl-Steinmann: Ich habe von diesem Projekt gehört und es war eigentlich der Grund, warum ich mich im Atelier Pucher beworben habe. Da waren von Anfang an so viele Konzepte und Gedanken drinnen, das fand ich genial. Es geht hier nicht um einen Wohnbau, sondern um einen ganzen Stadtteil und da braucht es immens viel Kreativität und unterschiedliche Zugänge, das ist das Spannende dran.
100 Ideen für das Quartier 1
Jaindl-Steinmann: Vom Urban Gardening über die Bienenstöcke am Dach bis hin zur Fahrrad-Reparaturstation und der Marmeladenküche: All das gehört genauso zum Wohnen wie Bade- und Wohnzimmer. Schon in unserer Wettbewerbs-Einreichung haben wir 100 Ideen für 365 Tage Reininghaus dargestellt, die diese Vielfalt des Wohnens widerspiegeln. Natürlich zeigt sich dann erst in der Umsetzung, was auch wirklich möglich ist. Aber es ist ganz wichtig, dass man von Anfang an breit denkt.
Vielfalt
Jaindl-Steinmann: Der Green Tower stellt den 1. Bauabschnitt im Quartier 1 dar, es sind noch 6 weitere Gebäude geplant. Jeder Häuser-Typ ist dabei unterschiedlich, wodurch sich ein lebendiges Gesamtbild ergibt. Auch die Gestaltung der Erdgeschoße unterstützt dieses Flair. In ihnen sind gemütliche Kaffeehäuser, Gemeinschaftsräume (z. B. für Yoga-Kurse), Gemeinschaftsküchen, Geschäfte etc. geplant, in denen man sich mit den Nachbarn treffen kann. Auch springen die Erdgeschoße nach vor oder zurück, um wieder Plätze freizugeben. Oder Engstellen, die sich dahinter wieder erweitern. Die Vielfalt untermauern darüber hinaus die bunten „Bänder“ (Bodenmarkierungen), die das Quartier 1 durchziehen. Das blaue Band steht dabei für die kulturelle Vielfalt (z. B. mit der Tennenmälzerei), das rote für die Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad etc.).
Gemütlichkeit
Jaindl-Steinmann: Das Quartier 1 ist gekennzeichnet von vielen gemütlichen Höfen, Nischen und Verweilflächen. Man kennt dieses Gefüge aus Innenstädten – in Graz etwa im Bereich Tummelplatz/Mehlplatz/Färberplatz. Und das ist einfach gemütlicher, als lange breite Straßen oder eine Siedlung aus Häusern, die alle gleich sind. Im Quartier 1 wechseln sich enge Gassen und weite Plätze ab und alles fließt harmonisch ineinander. Die Esplanade – gewissermaßen die zentrale Flaniermeile durch das Quartier 1 – weitet sich platzähnlich auf und unterstützt dieses Flair. Diese Gestaltungsform hat sich bereits in mittelalterlichen Altstädten bewährt.
